Sonntag, 14. Februar 2010

Sloterdijks "Vertikalspannung" und helvetische Gemeindeautonomie



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„Provinz“ und „Reich Gottes“

Wegen der gegenwärtigen Sinnkrise lud die Tamedia einen deutschen „Leuchtturm“ ein, um in die „Provinz“ zu leuchten. Der hellsichtige Grossdenker, Peter Sloterdijk warb im Januar von der Bühne des Zürchers Schiffbaus herab in seiner „Zürcher Rede“ vor erlesenem Publikum für sein neuestes Buch „Du musst dein Leben ändern“. Ein merkwürdiger Titel für einen Denker, der in der Tradition der Aufklärung steht, nach der „niemand müssen muss“. Wer darf uns heute ein „Du musst …“ zurufen? Dazu wäre die Spannung auf ein Ideal hin nötig. Sloterdijk fragt darum: „Wie kann denn überhaupt Spannung, Vertikalspannung gedacht werden, wenn die obere Verankerung der Brücke zum Jenseits fehlt?“ und fährt fort, „Der Vater der Monotheismen, Abraham, hat mit dieser Fragestellung weiss Gott kein Problem. Er legte sich bei seiner Wanderung an einer Stelle im alten Palästina zur Nachtruhe, wählte dabei einen Stein als Kopfkissen und hatte einen Traum, in dem sich der Himmel über ihm öffnete. Vor ihm erscheint eine Leiter, auf der Engel auf- und niedersteigen. Er weiss ganz genau, wo diese Leiter oben angelehnt ist, im Reich Gottes.“ Halt, war das nicht Jakob, der mit der Leiter? Der deutsche Grossdenker und der Zürcher Medienkonzern zeigen eine peinliche Bildungslücke. In Bubikon weiss man, wie wichtig es ist, allen Kindern von Abraham und von Jakobs Himmelsleiter zu erzählen. Am 8. Juni 2005 rettete die Gemeindeversammlung das Fach „Biblische Geschichte“ aus der Gemeindekasse. „Du musst … die Primarschule Bubikon besuchen“ will man dem Philosophen und den Tagi-Redaktoren zurufen, bevor ihr „Provinzlern“ heimleuchten könnt.

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