Giorgio Girardet (nicht gedruckte Duplik auf Georg Kreis)
Die "Kappeler Milchsuppe", Episode aus dem Religionskrieg 1529, gemalt von Alber Anker auf dem Höhepunkt des "Kulturkampfes" 1869
Auf die Tonalität der Replik von Georg Kreis, dem emeritierten Ordinarius der ältesten Schweizer Universität, Verfasser umfangreicher Expertenarbeiten für den Bund und seit 1995 Präsident einer diskutablen, irdischen eidgenössischen Kommission einzutreten steht mir als schlichter Schreibkraft nicht zu. Die schweizerische Öffentlichkeit hat (leider!) gegenüber den ungefragten „wissenschaftlichen“ Expertisen des helvetischen Wächterrates (Verleger Koeppel: „Jüngling“; Chefredaktor Somm: „illiberal“; Nationalrat Leutenegger: „als Fernsehdirektor unvorstellbar“) ebenso eine gewisse Gelassenheit entwickelt, wie sie die reisserischen Plakate, die dumpfdreisten Postwurfaktionen und „Meinungsumfragen“ der Zürcher Propaganda-Zentrale der wählerstärksten Partei mit einem Schulterzucken ins Altpapier befördert. Der „Vernunftlärm“ des publizistischen Kampfes im „Zeitungsall“ kann ebenso wenig wie der brodelnde Sumpf der Blogs und Kommentare im Cyberspace jene Voraussetzungen garantieren, von denen der säkulare Rechtsstaat nach dem berühmten Diktum Böckenfördes lebt, ohne sie selbst herstellen zu können. Dem Allmächtigen (und Allerbarmer) sei Dank, hat unsere Schweizerische Eidgenossenschaft schon 1832 bei Einsetzen der Presswehen zum vielbeschrienen modernen, säkularen Bundesstaat von 1848, sich per Tagsatzungsbeschluss den heute leider von „Events“ und Sonntagspresse zugedröhnten Jom Kippur verordnet. Der Bettag ist ein kostbarer „Erinnerungsort“ unserer Willensnation, der es – warum? – nicht in das handliche Hausbüchlein „Schweizerische Erinnerungsorte“ des Basler Emeritus geschafft hat.
Blocher-Kanzel. Eine eigentümliche Fügung will es, dass die Kanzel der Meilemer Kirche, von der am Bettag 2010 Georg Kreis predigte und in der in Blocher in einer Gemeindeversammlung der 70er als Redner entdeckt wurde, zugleich die Übungskanzel des derzeitigen Grossmünsterpfarrers Christoph Sigrist war, der im Basler Münster am Bettag das „Prophetenamt“ versah und über den Satz „an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“ predigte. Pfarrer Sigrist meinte der "Willensnation" gegenüber, dass er als Vikar aus der kritischen Begleitung durch den regelmässigen Kirchgänger Christoph Blocher grossen Nutzen gezogen habe. Wir müssen als publizistisch tätige Eidgenossen stets um den Ton ringen, der unseren Argumenten die grösstmögliche Wirkung verleiht, wir sind gezwungen uns um immer neue „Kappeler Milchsuppen“ zu gruppieren, wo die akademischen Militärbisquits des „Club Hélvetique“ mit der Milch der rechten Denkungsart aus dem Albisgüetli zu geniessbaren Kompromissen gerinnen und wir „in guotem schimpf“ inmitten des drohenden „Clash of Civilizations“ voneinander lernen, wenn wir als Willensnation bestehen wollen. Vikar Sigrist durfte als Prophetenlehrling von der Kritik Christoph Blochers profitieren, Simonetta Sommaruga musste als Berner SP-Frau den Rank mit den SVP-Mannen der Ostschweiz finden. Was hochgelehrte deutsche Ordinarien mit „herrschaftsfreiem Diskurs“ (Habermas) oder „ökologischer Resonanz“ (Luhmann) als ferne Utopien zivilisatorischer Anstrengung ausmalen, ist in unserer bikonfessionellen Republik im schönen Mythos und Erinnerungsort der „Kappeler Milchsuppe“ – auch er fehlt im Kreisschen Kanon, warum wohl? – aufgehoben.
„spoken words“ „Es gilt das gesprochene Wort“ heisst es immer, wenn den Journalisten eine Rede vorab ausgehändigt wird. Nur das gesprochene Wort ist wirkendes Wort. Mancher polemische Seitenhieb wird im Ernstfall des Vortrags fallengelassen, wie auch manche Abweichung vom Redetext aus dem Stegreif, die begnadete Brillanz ebenso wie die eitle Unbedarftheit eines Redners ans Licht zerren kann. „le ridicule tue“. Da Guy Krneta nicht nur als „spoken words“- Künstler an die Öffentlichkeit getreten ist, sondern auch zusammen mit Ruth Schweikert eine per Mausklick im Cyberspace aggregierten Tausendschaft von „Kulturschaffenden“ in einer öffentlichen Debatte anführen will, die per Petition von den gewählten und vereidigten eidgenössischen Räten ein „Bekenntnis“ zu Amt und uneingeschränkter Tätigkeit des Präsidenten der „Eidgenössischen Antirassismus-Kommission“ einfordert, lud ich – auf zugegebenermassen kryptische Art-, den lieben Freund und Miteidgenossen Guy Krneta ein, sich im Basler Münster die „spoken words“ von Pfarrer Sigrist mit kritischem Verstand anzuhören. Es scheint ihm in den falschen Hals geraten zu sein, dass ich geschrieben habe, diese Kulturschaffenden flüchteten sich "vor dem Gegenwind aus dem Albisgüetli unter die Rockschösse" des Basler Emeritus. Das mag ein etwas deftiges Bild gewesen sein. Allerdings: Nachdem am Dienstag hier nicht der „diffamierte“ Wortführer Manns genug war zu replizieren, sondern Georg Kreis einen reichbefrachteten rhetorischen Nachttopf über meinem doofen Haupt entleerte, frage ich mich, ob ich nicht doch irgendwie ein wenig auch recht hatte. Es urteile das Publikum.
Blocher-Kanzel. Eine eigentümliche Fügung will es, dass die Kanzel der Meilemer Kirche, von der am Bettag 2010 Georg Kreis predigte und in der in Blocher in einer Gemeindeversammlung der 70er als Redner entdeckt wurde, zugleich die Übungskanzel des derzeitigen Grossmünsterpfarrers Christoph Sigrist war, der im Basler Münster am Bettag das „Prophetenamt“ versah und über den Satz „an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“ predigte. Pfarrer Sigrist meinte der "Willensnation" gegenüber, dass er als Vikar aus der kritischen Begleitung durch den regelmässigen Kirchgänger Christoph Blocher grossen Nutzen gezogen habe. Wir müssen als publizistisch tätige Eidgenossen stets um den Ton ringen, der unseren Argumenten die grösstmögliche Wirkung verleiht, wir sind gezwungen uns um immer neue „Kappeler Milchsuppen“ zu gruppieren, wo die akademischen Militärbisquits des „Club Hélvetique“ mit der Milch der rechten Denkungsart aus dem Albisgüetli zu geniessbaren Kompromissen gerinnen und wir „in guotem schimpf“ inmitten des drohenden „Clash of Civilizations“ voneinander lernen, wenn wir als Willensnation bestehen wollen. Vikar Sigrist durfte als Prophetenlehrling von der Kritik Christoph Blochers profitieren, Simonetta Sommaruga musste als Berner SP-Frau den Rank mit den SVP-Mannen der Ostschweiz finden. Was hochgelehrte deutsche Ordinarien mit „herrschaftsfreiem Diskurs“ (Habermas) oder „ökologischer Resonanz“ (Luhmann) als ferne Utopien zivilisatorischer Anstrengung ausmalen, ist in unserer bikonfessionellen Republik im schönen Mythos und Erinnerungsort der „Kappeler Milchsuppe“ – auch er fehlt im Kreisschen Kanon, warum wohl? – aufgehoben.
„spoken words“ „Es gilt das gesprochene Wort“ heisst es immer, wenn den Journalisten eine Rede vorab ausgehändigt wird. Nur das gesprochene Wort ist wirkendes Wort. Mancher polemische Seitenhieb wird im Ernstfall des Vortrags fallengelassen, wie auch manche Abweichung vom Redetext aus dem Stegreif, die begnadete Brillanz ebenso wie die eitle Unbedarftheit eines Redners ans Licht zerren kann. „le ridicule tue“. Da Guy Krneta nicht nur als „spoken words“- Künstler an die Öffentlichkeit getreten ist, sondern auch zusammen mit Ruth Schweikert eine per Mausklick im Cyberspace aggregierten Tausendschaft von „Kulturschaffenden“ in einer öffentlichen Debatte anführen will, die per Petition von den gewählten und vereidigten eidgenössischen Räten ein „Bekenntnis“ zu Amt und uneingeschränkter Tätigkeit des Präsidenten der „Eidgenössischen Antirassismus-Kommission“ einfordert, lud ich – auf zugegebenermassen kryptische Art-, den lieben Freund und Miteidgenossen Guy Krneta ein, sich im Basler Münster die „spoken words“ von Pfarrer Sigrist mit kritischem Verstand anzuhören. Es scheint ihm in den falschen Hals geraten zu sein, dass ich geschrieben habe, diese Kulturschaffenden flüchteten sich "vor dem Gegenwind aus dem Albisgüetli unter die Rockschösse" des Basler Emeritus. Das mag ein etwas deftiges Bild gewesen sein. Allerdings: Nachdem am Dienstag hier nicht der „diffamierte“ Wortführer Manns genug war zu replizieren, sondern Georg Kreis einen reichbefrachteten rhetorischen Nachttopf über meinem doofen Haupt entleerte, frage ich mich, ob ich nicht doch irgendwie ein wenig auch recht hatte. Es urteile das Publikum.
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