Es wird Zeit, für den grossen Wiener Juden und Wahlbasler Georg Kreisler in der
Willensnation eine Heimstatt zu schaffen. „Ich bin kein Prophet“ endet die erste
Strophe seines Liedes „Der Euro“ das
1997 auf Tonträger herauskam: im Abstand von nur 15 Jahren dürfen wir
feststellen: pure Ironie, oder schelmisches Understatment. Denn genau das ist
das Lied: prophetisch im ursprünglichsten Sinne, indem es mit einer bunten
Strauss apokalyptischer Bilder auffährt, die seit dem Beginn der Euro-Krise 2010
an Aktualität und Eindringlichkeit nur gewonnen haben. Der Wille der derzeit
führenden Politiker der europäischen Staaten der Rettung des Euros die Idee
Europas zu opfern findet im Lied seinen klaren Ausdruck:
nur
der Euro wird leb’n,
nur
den Euro wird’s geb’n,
nur
der Euro wird zeig’n, was er kann.
Und
er kriecht mit Humor
Aus
der Aschen hervor,
und
fangt immer von vorn wieder an.
Doch warum in der Willensnation eine Heimstatt? Denn Georg Kreisler hat
schon eine sehr schöne im Netz. Zum
einen wählte der zeitweilige Wahlbasler die Stadt des grossen
Krisen-Propheten Jacob Burckhardt zu seiner zeitweiligen Heimat. Zum anderen ist nicht nur mit dem Jahrgang 1922 ein
wetterfester Vor-68er
und Vertreter Alt-Europas, sondern auch mit seiner Weigerung weiter
Geburtstagswünsche von der österreichischen Republik zu erhalten, die ihm seit
1945 das Bürgerreicht nicht zu erteilen opportun hielt, ein entschiedener Sezessionist. Wie
quer er selbst seinen gewogenen Fans nach 2000 mit dem Lied „Der Euro“
erschien, lässt sich in diesem Diskussionsforum
verfolgen. Seit 2010 wurde seine Hellsichtigkeit durch die Geschichte bestätigt.
Andererseit ist sein Bekenntnis zum Schweizer Eigensinn: hier in einem Text von
1998 sehr schön geronnen. Kreisler ist also wohl einer, welcher der
europäischen Willensnation zugehörig ist. Möge dieses Blogpost seinen Lesern mit
seinen Links einige lehrreiche Minuten bescheren! Aber das Lied? Das
prophetische Lied gibt es hier.
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