Dienstag, 9. September 2008

Not-wendiges Schreiben


Kennern der Materie ist wohl aufgefallen, dass ich für den Titel meines Blogs den Cover des Landi-Buches 1939 von Gottlieb Duttweiler verwende. Dieses Buch in Riesenauflage in sehr guter Druckqualität auf den Tiefdruckmaschinen der Ringier & Co Zofingen und die Farbfotos auf den Photocolor-Tiefdruckmaschinen der Conzett & Huber, Zürich gedruckt, fasst die kompakte Leistung der "Landi 39" zusammen, der Landesausstellung welche die Leistungen der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Augenblick der Grössten Gefahr zusammenfasst. Es handelt sich also um "not-wendige" Texte im Sinne Walter Benjamins, welcher in seinem Essay 1940, kurz vor seinem Selbstmord an der Spanisch-Französischen Grenze, Geschichte als Bild definiert, das "im Augenblick der Gefahr" aufblitzt.
Vergangenes historisch zu artikulieren heißt nicht, es erkennen ‚wie es eigentlich gewesen ist’. Es heißt sich einer Erinnerung bemächtigen, wie sie im Augenblick einer Gefahr aufblitzt. Dem historischen Materialismus geht es darum, ein Bild der Vergangenheit festzuhalten, wie es sich im Augenblick der Gefahr dem historischen Subjekt unversehens einstellt.
Duttweilers Fotobuch über die Landi 39 will ich als Ausgangspunkt einer pathetischen "swissness zu Tode" (1933 - 1968) in diesem Blog verwenden, um über die Umbruchzeiten von 1761 - 1848 (Sattelzeit) und 1515 - 1576 (Reformationszeitalter) in den Kern der "Swissness" zurück zu visieren. Denn der "Landi-Geist" wurde in den letzten 40 Jahren stark verteufelt, er ist so weit weg, dass er eine wunderliche Aura gewonnen hat, die auf die Beschäftigung mit der "swissness" neu zu befragen ist. Darum werde ich mir erlauben, Blog-Posts mit Bildern aus diesem Landi-Kultbuch zu illustrieren, um eine produktive Spannung zwischen dem "im Augenblick der Gefahr aufblitzenden Ideal der Geschichte" und der Gegenwart aufzubauen.
Der Anspruch an "not-wendige" Texte, will ich auch für die Blog-Posts mir auferlegen, um hier nicht allzu geschwätzig zu werden.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

hallo giorgio,

ich habe gerade über eine stunde lang in deinem blog und in einigen texten von dir gestöbert. eine entdeckung! ; )
nur schade, dass du noch kein buch zur willensnation herausgegeben hast, das wäre sicher sehr lustig, süffig und eben doch tief- und scharfsinnig geworden... ich pflastere gerade an einer dissertation in rätoromanistik (wusstest du, dass das geht?); die geistige landesverteidigung und die erfindung der schweiz und das brave romanische bergvölklein und all das spielen da eine wichtige rolle.. ist wirklich lustig, das ganze. und so bin ich halt auf den willensnation blog gestossen und über die links habe ich micht in der virtualität verloren... in landi erinnerungen geschwelgt... virtuell wieder mal in der kirche gewesen...

tja. deine texte haben mich inspiriert...
liebe grüsse und einen schönen abend!

rico